ADHS-Therapiegruppe für Erwachsene

 

Grundlegendes

Neben der ADHS-Diagnostik bieten wir in unserer Praxis auch ADHS-Therapiegruppen für Erwachsene an. Die Gruppentherapie richtet sich an Erwachsene mit gesicherter ADHS-Diagnose, die sich nach der Diagnostik vertieft mit ihrer Lebensgeschichte, ihren Mustern und Herausforderungen auseinandersetzen möchten. Die Teilnahme ist insbesondere für Personen geeignet, die sich nicht nur mehr Wissen über ADHS wünschen, sondern bereit sind, auf emotionaler und psychologischer Ebene an sich selbst zu arbeiten.

Ziel der Therapiegruppe ist es, ein tieferes Verständnis für die eigenen inneren Strukturen und die biografische Entwicklung mit ADHS zu gewinnen – und dabei emotionale Entlastung, Selbstakzeptanz und neue Perspektiven zu fördern. Im geschützten Rahmen der Gruppe entsteht Raum für Austausch, aber auch für therapeutisch angeleitete Reflexion und Veränderung.

Dabei steht nicht der reine Austausch von Alltagstipps oder Techniken im Vordergrund. Vielmehr handelt es sich um eine strukturierte, psychotherapeutische Intervention, in der nachhaltige Veränderungen im Selbstbild, im Umgang mit Gefühlen und im zwischenmenschlichen Erleben angestoßen werden können.

Voraussetzungen für die Teilnahme

Die Teilnahme an unserer ADHS-Gruppentherapie ist nur bei einer gesicherten ADHS-Diagnose im Erwachsenenalter möglich – idealerweise wurde diese im Rahmen unserer Praxis gestellt bzw. abgesichert. Eine medikamentöse Behandlung ist für die Teilnahme nicht zwingend erforderlich. Viele Patientinnen und Patienten profitieren jedoch erfahrungsgemäß besonders dann von der Gruppentherapie, wenn sie gleichzeitig eine medikamentöse ADHS-Behandlung in Anspruch nehmen.

Voraussetzung für die Teilnahme ist außerdem eine grundsätzliche Bereitschaft zur Zusammenarbeit mit anderen Betroffenen. Dazu gehören Aufgeschlossenheit für gemeinsame Reflexionen, der respektvolle Umgang miteinander und die Fähigkeit, sich in eine feste therapeutische Gruppe einzubringen.

Ablauf & Organisatorisches

Da die Nachfrage hoch ist, muss aktuell mit einer Wartezeit von mindestens mehreren Monaten gerechnet werden. Nach Diagnosestellung können Sie sich auf unsere Warteliste setzen lassen. Eine eigenständige Anmeldung zur Gruppentherapie ohne vorherige Diagnostik bzw. Sprechstunde ist nicht möglich.

Die Gruppentherapie findet in einer festen Gruppe mit 8 bis 9 Teilnehmenden statt und umfasst sieben Sitzungen à 100 Minuten. Die Treffen finden zweiwöchentlich statt und bilden eine in sich geschlossene Einheit – es handelt sich nicht um eine offene Gruppe mit wechselnder Teilnahme. Die Struktur orientiert sich an einer kurzzeitigen therapeutischen Intervention, die Raum für persönliche Entwicklung und gemeinsame Reflexion bietet.

Die Kosten für die Gruppentherapie werden von allen gesetzlichen Krankenversicherungen übernommen. Auch viele private Krankenversicherungen erstatten die Kosten der Gruppentherapie - bitte informieren Sie sich hierfür im Vorfeld bei Ihrer Krankenversicherung.

Therapeutische Ausrichtung und Zielsetzung

Unsere Praxis arbeitet grundsätzlich verhaltenstherapeutisch, bezieht in der Gruppentherapie aber auch Ansätze der sogenannten „dritten Welle“ mit ein – darunter Elemente aus der Schematherapie, ressourcenorientierte Verfahren und erfahrungsbasierte Techniken. Ein besonderer Fokus liegt auf der biografischen Auseinandersetzung mit dem Aufwachsen mit ADHS, der Entwicklung des Selbstwerts und dem Verständnis eigener emotionaler und zwischenmenschlicher Muster.

Die folgenden Themenbereiche bilden einen inhaltlichen Überblick für die psychotherapeutische Arbeit in der Therapiegruppe. Welche Schwerpunkte wann gesetzt werden, richtet sich nach den Bedürfnissen der Gruppe. Auch individuelle Anliegen finden Raum. Ziel ist es, das eigene Erleben und Verhalten im Alltag gemeinsam zu reflektieren, emotionale Muster zu verstehen und neue Perspektiven für den Alltag mit ADHS zu entwickeln.

Themenbereiche

  • Dieser Themenbereich vermittelt ein fundiertes Verständnis der Diagnose ADHS im Erwachsenenalter. Besprochen werden neurobiologische Grundlagen, typische Verlaufsformen und Symptomkonstellationen. Auch die medikamentöse Behandlung ist Thema – mit Blick auf Wirkweise, mögliche Nebenwirkungen und realistische Erwartungen. Ziel ist, informierte Entscheidungen treffen zu können.

  • Im Zentrum steht die biografische Reflexion: Welche Erfahrungen wurden im Schulalltag, im Beruf oder in Beziehungen gemacht – oft lange vor der Diagnosestellung? Welche Deutungsmuster haben sich daraus entwickelt? Durch eine neue Einordnung der eigenen Lebensgeschichte kann ein besseres Selbstverständnis entstehen – jenseits von Schuld oder Versagen.

  • Viele Menschen mit ADHS tragen tief verankerte negative Überzeugungen über sich selbst – etwa, unzuverlässig oder „nicht normal“ zu sein. Diese entstanden oft durch wiederholte Kritik oder Ausgrenzung. In diesem Themenbereich geht es darum, solche Grundannahmen zu erkennen, zu hinterfragen und das eigene Selbstbild auf einer stabileren Grundlage neu zu entwickeln.

  • Menschen mit ADHS verlieren im Laufe ihres Lebens häufig den Zugang zu ihren eigenen Bedürfnissen und Gefühlen – nicht selten, weil sie früh gelernt haben, zu funktionieren und sich anzupassen. Oft wurde das eigene Erleben von außen infrage gestellt oder übergangen. In diesem Themenbereich geht es darum, diese Muster zu erkennen, emotionale Reaktionen besser einzuordnen und einen bewussteren Zugang zu sich selbst zu entwickeln.

  • Ein zentraler Themenbereich ist der zwischenmenschliche Umgang: Wie lässt sich ADHS gegenüber nahestehenden Personen ansprechen? Wie kann mit Missverständnissen, Rückzug oder Konflikten umgegangen werden, die aus der Symptomatik heraus entstehen? Auch soziale Unsicherheiten, alte Beziehungsmuster und verletzende Erfahrungen spielen hier oft eine Rolle.

  • In diesem Themenfeld geht es um die Frage, wie sich der berufliche Alltag möglichst gut mit den eigenen Stärken, Herausforderungen und Bedürfnissen in Einklang bringen lässt. Dabei kann es um eine berufliche Neuorientierung gehen – aber auch darum, mit Vorgesetzten oder Kollegen anders zu kommunizieren, bestehende Strukturen zu verändern oder neue Arbeitsweisen zu etablieren. Auch Selbstständigkeit ist für viele ein relevantes Thema.

  • Dieser Bereich widmet sich der Frage: Wie kann es nach der Gruppentherapie weitergehen? Auch wenn nicht alle Probleme gelöst werden können, lässt sich oft ein neuer Blick auf sich selbst und die eigene Lebensgestaltung gewinnen. Ziel ist es, Selbstakzeptanz zu fördern, hilfreiche Strategien zu festigen und die eigene bedürfnisorientierte Entwicklung aktiv zu gestalten – jenseits von starren Erwartungen oder Überforderung.

Häufige Fragen und Bedenken

Ich bin eher zurückhaltend und sozial unsicher – kann ich trotzdem teilnehmen?

Ja, auf jeden Fall. Soziale Unsicherheit ist kein Ausschlusskriterium – im Gegenteil: Viele Teilnehmende kennen diese Situation gut. Die Erfahrung zeigt, dass in der Gruppe rasch eine vertrauensvolle Atmosphäre entsteht. Der Umgang miteinander ist respektvoll, unterstützend und ermutigend. Auch das Thema soziale Unsicherheit wird in der Gruppe häufig aktiv aufgegriffen und therapeutisch bearbeitet.

Wie ist die Vertraulichkeit in der Gruppe geregelt?

Die psychotherapeutische Leitung unterliegt der gesetzlichen Schweigepflicht. Auch alle Teilnehmenden verpflichten sich verbindlich, persönliche Inhalte und Informationen vertraulich zu behandeln und nicht nach außen weiterzugeben. Diese Regelung wird sehr ernst genommen und in der Praxis zuverlässig eingehalten.

Was passiert, wenn ich einen Termin verpasse?

Ein einzelner versäumter Termin ist in der Regel unproblematisch – wichtig ist nur, dass Sie uns möglichst frühzeitig darüber informieren. Sollten Sie bereits im Vorfeld wissen, dass Sie an mehreren Terminen nicht teilnehmen können, ist es sinnvoller, die Teilnahme auf eine spätere Gruppe zu verschieben oder auf eine Gruppe an einem anderen Tag oder zu einer anderen Uhrzeit zu wechseln.

Worin unterscheidet sich die Therapiegruppe von einer Selbsthilfegruppe?

Im Unterschied zu einer Selbsthilfegruppe handelt es sich um ein psychotherapeutisches Angebot mit klarer therapeutischer Zielsetzung. Die Gruppe wird professionell geleitet, folgt einem strukturierten Konzept und bezieht bewährte therapeutische Methoden ein. Der Austausch untereinander ist dabei ein wichtiger, aber nicht der einzige Bestandteil – im Zentrum steht die gemeinsame therapeutische Arbeit.

Muss ich in der Gruppe über alles sprechen – oder kann ich auch einfach zuhören?

Niemand ist verpflichtet, Dinge anzusprechen, über die er oder sie nicht sprechen möchte. Gerade zu Beginn ist es vollkommen in Ordnung, erst einmal nur zuzuhören. Auch das kann bereits hilfreich sein. Langfristig profitieren die meisten jedoch besonders dann, wenn sie sich aktiv einbringen und eigene Themen zur Sprache bringen – auch solche, die bisher vielleicht nirgendwo Platz hatten.

Was ist, wenn mich die Inhalte emotional überfordern?

Die Sitzungen können emotional berühren, führen aber in aller Regel eher zu mehr Klarheit und innerer Entlastung. Sollten Sie sich dennoch überfordert fühlen, ist es selbstverständlich möglich, dies mitzuteilen oder sich kurz zurückzuziehen. Die Gruppe wird therapeutisch begleitet, sodass ein geschützter Rahmen gegeben ist. Auch gegenseitige Rücksichtnahme und Unterstützung sind Teil der Gruppenregeln.

Anmeldung zur ADHS-Diagnostik für Erwachsene

Falls Sie an einer ADHS-Diagnostik in unserer Praxis interessiert sind, können Sie hier direkt das Anmeldeformular aufrufen.